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korean
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Texte / Presse |
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Beschreibung der Bilder von Jun, Wonkun
In meinen Bildern existieren Empfindung,
Konzentration und Stimmung, die von mir nicht versteckt werden können.
Der Prozess diese Emotion auf die Leinwand zu bringen wird Methode, die
meine Gefühle wiederspiegelt.Und ich lerne durch diesen Prozess Einhaltsamkeit
und zeige anschließend wieich auf dem Leinwand mich zurücknehme
und konzentrieren kann.
Die Darstellung der Gefühlsmäßigung
wird durch die ‚Oberfläche’ übermittelt. Diese Zusammensetzung
entwickelt sich zu einem Fluß der Schwärze ohne eine spezielle
Grenze. Aber mit der Aufgabe der Führung der Farben, ändern
sich als erstes die Grundfarben, nach und nach zu weiß oder der
letzten Farbe.
Als Arbeitstechnik habe ich Auswaschtechnik angewandt,
denn auf der Leinwand sollte der Fluß durch den Pinsel, nicht durch
den einzeln Strich aufgetragen werden.
Durch diese Technik hinterlasse ich die Spuren meiner tiefsitzenden Gefühle.
Ich möchte das Ergebnis mein Gewissen nennen. Danach wird der Prozeß
einer allmählichen Reduzierung gezeigt. Bruchstückweise werden
‚Wiederholungen’ betont. Dies schränkt aber meine Gefühle
ein und der Prozeß der Mäßigung wird hervorgehoben.
Die Komposition des Geometrischen, das Weiß und
Schwarz erzeugt auf der Leinwand eine Spannung, und in der Welt der Schwärze
findet eine endlose Veränderung der Dunkelheit statt. Und dort wieder
wird die unendliche fortgesetzte Gefühlveränderung und die Schönheit
aus der Zusammensetzung der Farben und Wiederholung ausgesendet.
Diese Gefühlveränderung, die jeder besitzt
, in meine Sprache zu formen, glaube ich, ist meine Aufgabe, die ich durchführe
und meine ‚Kunst’,die ich mir vorstelle.
2001, Wonkun Jun
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Wonkun Jun
Der junge koreanische Künstler Wonkun Jun, der gerade in diesem Jahr
als Meisterschüler von Helmut Federle seinen Abschluß an der
Düsseldorfer Kunstakademie gemacht hat, beschreibt seine Bilder als
Empfindungen, als Spiegel seiner Gefühle. Seine teilweise monochromen
Farbraummalereien tragen eine sehr persönliche Handschrift. Er versucht
nicht den Pinselstrich zu verstecken, sondern entwickelt aus der Pinselführung
sein Malprinzip. Durch den vielschichtigen Auftrag dünner Acrylfarben
auf weiß-grundierten Leinwänden entwickelt er einen Farbraum,
der eine eigentümliche Faszination auf den Betrachter ausstrahlt.
Die Oberfläche, die durch die oft grobe Struktur der Leinwand und
kleinste Farbpartikel Lebendigkeit verliehen bekommt, erhält durch
die Führung des Pinsels eine Raster- oder Linienstruktur, die den
Bildern ihren individuellen Rhythmus verleiht. Jun nennt dies die Darstellung
der Gefühlsmäßigung. Als Malweise nutzt er eine Auswaschtechnik,
die aus einem einzelnen Strich des Pinsels einen Farbfluss erzeugt. Die
letztendlich sichtbaren Farben entstehen in einem langandauernden Prozess
der Reduktion. Beginnend mit Schwarztönen wird das Bild nach und
nach aufgehellt, bis sich zuletzt neue Grundfarben entwickeln, die häufig
bis ins Weiß überführt werden. Die Farben selbst wirken
wie zarte Schleier auf der Leinwand. Als Betrachter meint man förmlich,
den Malprozess nachvollziehen zu können und hinter den Oberflächenstrukturen
die unterschiedlichsten Farbaufträge erahnen zu können. Bilder
von poetischer Schönheit und sinnlicher Tiefe sind das Produkt dieses
Entstehungsprozesses. Für Wonkun Jun spiegelt sich in ihnen eine
unendlich fortgesetzte Gefühlsveränderung wider, ein Prozess
der Mäßigung, der zu einer Schönheit führt, die von
der Zusammensetzung der Farben und deren Wiederholungen bestimmt wird.
2004, Dr.Judith Dahmen-Beumers, [kunstraumno 10]
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Arbeit von Wonkun Jun
Wonkun Jun begann seine künstlerische
Laufbahn mit reinen Schwarz-Weiß-Darstellungen. Aus dem Bedürfnis
heraus wieder mehr mit Farbe zu arbeiten entstanden dann die ersten monochromen
Bilder, an die sich schließlich die mehrfarbigen Werke anschlossen.
Die großformatigen Leinwände mit den Kreismotiven sind ganz
neue Arbeiten, die ihn in eine neue Richtung führen werden.
Das Thema des Künstlers ist die Farbe. Farbe hat ja immer etwas mit
Gefühl, sowohl dem des Produzenten als dem des Rezipienten zu tun.
Aus welchem Antrieb entstanden diese Bilder, welche Wirkung geht von ihnen
aus?
Lassen Sie mich zunächst auf die
Technik eingehen.
Wonkun Jun hat eine Technik entwickelt, die es ihm ermöglichte seine
Emotionen und Empfindungen auszudrücken.
Der Künstler trägt mit einem Pinsel sehr stark mit Wasser verdünnte
Farben großflächig auf eine Leinwand auf. Der letzte Auftrag
ist immer Weiß. Er arbeitet in der Regel mit den 4 Farben: Rot,
Gelb, Grün und Blau, die bei Bedarf auch gemischt werden können.
Der Farbauftrag erfolgt in bis zu 20 Schichten übereinander (sie
können an der Seite der Bilder die verschiedenen Farben sehen).
Die Farbe wird vor dem Trocknen immer wieder an bestimmten Stellen abgewaschen,
z. B. um die Quadrate zu platzieren (die exakte Form ergibt sich dabei
mittels einer Art Schiene), manchmal wird auch eine Schicht neu hinzugemalt.
Der Prozess der Übermalens und Abnehmens erfolgt so lange, bis Jun
vom Ergebnis, der Farberscheinung überzeugt ist. Der Herstellungsprozess
der Bilder ist sehr langwierig und kann bis zu einem Jahr dauern.
Obwohl diesen Bildern immer exakte Vorstudien und Zeichnungen vorausgehen,
erfordert das Arbeiten mit den Farben große Erfahrung und technisches
Können, denn der ästhetische Zusammenklang der Farben (Farbharmonie)
wie es besonders die Darstellungen mit den Quadraten zeigen, ergibt sich
erst beim Malen, nämlich durch die richtige Aufeinanderfolge der
Farbschichten.
Die Technik bei den Kreisbildern ist gleich. Die Grundierung ist hier
jedoch noch feiner. Interessant ist das sich unter dem Weiß noch
etwa 10 andere Farbschichten verbergen. Das ist technisch notwendig um
bei dem Prozess des Auswaschens den Effekt der Durchscheinens erreichen
zu können.
Bei der Wahl der Farben lässt sich Wonkun Jun auch von den Jahreszeiten
leiten. So bevorzugt er im Winter eher wärmere Töne, im Sommer
eher kühlere beispielsweise Grün und Blau.
Wir haben hier Arbeiten vor uns, die in ganz persönlicher Weise auch
Ausdruck einer Auseinandersetzung der asiatischen Mentalität Wonkun
Juns mit einer speziellen Richtung der westlichen Malerei darstellen.
Wonkun Jun ist an den Hochschulen von Düsseldorf ausgebildet und
in dieser Zeit immer wieder mit der westlichen Farbmalerei konfrontiert
worden.
Relativ schnell wurde ihm dabei klar, das er den Weg westlicher monochromer
Malerei nicht gehen konnte. Das war weniger eine Frage der Technik und
des Materials als die der Mentalität, aus der sich dann natürlich
zwangsläufig technische Konsequenzen ergaben. Wonkun Jun selbst spricht
davon, dass er sich gefühlsmäßig durch seine Bilder ausdrücken
will. Er hat eine Technik geschaffen, mit der ihm das auf besondere Weise
gelingt. Seine Bilder spiegeln mit ihrer Ruhe, Transzendenz und Durchsichtigkeit
wesentliche Komponenten seines Wesens wieder. Das Weg- und Zurücknehmen
das er durch den malerischen Akt des Abwaschens immer und immer wieder
praktiziert korrespondiert mit einer Eigenschaft seiner Persönlichkeit
die man wohl am treffendsten als Zurückhaltung bezeichnen könnte.
Aber auch Introversion, Sanftheit, Ruhe, Ahnung, Verschleierung, bezeichnen
sowohl die Person wie das Werk.
Dieses Zurücknehmen zeigt sich auch an seiner Farbpalette. Es gibt
keine grellen, lauten Farben. Alles ist leise, blass und gedämpft,
mit einem Wort: reduziert. Es gibt keine starken oder krassen Kontraste
zwischen den einzelnen Farbtönen. Sie halten sich, auch in ihrer
Unterschiedlichkeit, die Balance.
Auch in den Bildern, die eine Aneinanderreihung von Quadraten zeigen,
existieren keine scharfen Grenzen zwischen den einzelnen Farbtönen.
Jun liegt nichts an der graphisch genauen trennenden Linie, der Abgrenzung,
er sucht die malerische Wirkung, die die Grenzen verwischt und sie ineinander
fließen lässt.
Wonkun Juns Bilder haben keine symbolischen Bedeutungsebenen. Manche Darstellungen
erwecken den Eindruck von Wandfresken, auf feuchten oder trockenen Kalkputz
aufgetragene Malerei, wie wir sie aus der italienischen Renaissance kennen,
die lasierend in mehreren dünnen Schichten übereinander gemalt
wurde. Es ist das Verblichene des Farbanstriches, das Durchscheinen anderer
Farbbahnen, ihr Auftauchen aus der Tiefe des Bildkörpers das den
Anschein erweckt hier wäre Farbe abgeblättert und den Bildern
den Eindruck von Alter, Abnutzung aber auch eine geheimnisvolle Bedeutungshaftigkeit
verleiht.
Es überrascht nicht, das Wonkun Jun selbst äußerst fasziniert
ist von alten Dingen, Gegenständen und Materialien denen die Patina
der Geschichte sichtbar anhaftet, sowohl von ihrem Aussehen her, als auch
von ihrem geschichtlichen Wert.
Seine Arbeiten spiegeln diese Faszination wieder.
Es bleibt mir zu wünschen das sie
sich Zeit nehmen für diese Bilder, denn das ist es was sie dem Betrachter
abfordern: Zeit um Einzutauchen in den Farbkörper um mit dem Auftauchen
immer neuer Farbschichten eigene Assoziationen und Gefühle verbinden
zu können.
2006, Regina van den Berg, Künstlerische
Leiterin Kunstverein Region Heinsberg
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Artist's Note
In my work there are some concentration, atmosphere,
and moderation. These are all used as a means to express a feeling. My
paintings result from a comprehensive rendition. They are all what I felt
and viewed directly through my eyes, not any social issue and ideological
notion. They are based on the process of making what I embraced through
my recognition and perception part of my self.
I represent what I felt by using the physical characteristic
of color and brushwork. Here, 'color' and 'brushwork' are humanistic elements
not industrial factors. In terms of form, what eventually remain are fundamental
elements such as dots, lines, and planes. Color is an independent factor
to reveal emotional situations and settings. Through my work, I intend
to express all sorts of feelings through a wide spectrum of colors from
black to pink.
They are the colors generating resonance in harmony,
rather than pushing out or keeping away from one another. Irrespective
of arrangements and composition, these colors respect and console one
another. The colors left in a canvas lost their symbolic meaning and just
remained as humanistic traces by the control of brushwork and strength
and weakness.
I extract more assignments from such notions. I am
able to bring about a wide variety of tonalities more than a mixture of
paints on a palette through the overlap of four fundamental acrylic colors,
red, yellow, blue, and green. I can also calculate chromatic values, guess
their effects, and thus generate what I intend. The matter of another
concern and assignment is 'weight' derived from temperance in expression.
Internally asserting a notion, "More things from
less things," I externally meet more interests through the process
of temperance. As an artist, I always try to conceive techniques and norms
that have never been found anywhere. I combine acrylic paints, a medium
that is most artificial and has a strong feel of plastic with the technique
of 'wiping out' to exude warmhearted humanistic emotions. Unlike my previous
work, recent pieces are particularly marked by this point, opening up
a boundless possibility of creation.
Like a letter written in familiar handwriting, my wish
is to fill them with my own colors and symbols and to make a deep impression
on the audience, conveying warm words of comfort. I am grateful to all
who supported and made an effort for the exhibition.
2008, Wonkun Jun
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Color
Color, nothing but color, is the 'fundamental element'
of Won-kun Jun's art as the artist himself asserted at an exhibition in
2006. Born in Seoul in 1970, Jun studied at the Art Institute (Kunstadademie)
of Dusseldorf and continued his studies at a master's level under Hemut
Federle. Jun describes his painting as a manifestation of his sensibility
and a reflection of his emotion. Jun's painting world, composed of spaces
of colors, appears very unique through the techniques he has developed
and perfected over many years. Jun's work is also characterized by a specific
form that was strictly selected as his repertoire of form. This way of
working appears in his large-scale monochrome paintings that fundamentally
pursue a harmony of diverse colors, showing check shapes and color circles
defining the entire canvas. Using his painting technique, Jun was able
to gradually form color spaces by repetitively applying light acrylics
to a primed canvas over several layers, generating an attractive, unique
aura.
Jun creates a raster, or line structure on the surface
through traces of brushstrokes, lending individually characteristic rhythms
to each of his pieces. The technique he employs is shaping color streams
through independent brushwork. The artist applies extremely diluted paint
by blending lots of water with each stroke of the brush. Before it dries,
he repetitively wipes out some parts, which influences the transparency
and distinctiveness of each single color. The hues viewers see are formed
through this long process of applying and wiping out colors.
Jun gradually applies dark colors first and then bright
hues later to get at a certain tonality. He usually applies colors between
20-30 times when rendering a relatively large-scale piece. The intensity
of color can be sensed at the edge of a canvas. When following his painting
process, the audience may discover a wide variety of color coatings under
a single surface texture.
Jun's repertoire of form has changed several times
in last few years. Around the period when Jun completed his master's course
at the academy, he preferred monochrome color areas showing the depth
of seductive, distinct colors generated by the repetition of brushstrokes.
We are able to perceive the multiple layers and depth in his monochrome
paintings. Despite their dense surface, they appear buoyant, attracting
the viewer's gaze that fixes upon a spot among the horizontal, vertical
lines. These lines lend a rhythmic quality to the plane and do not indicate
abstract elements. His unique process of creation results in paintings
with poetic beauty and a sensuous depth.
Around four years ago, Jun began to make check-shaped
patterns by arranging monochrome color areas. In the process of this development,
he explored a harmonious ensemble of colors and tints. No clear boundary
between each color square could be found even when placing them in a row.
This is primarily concerned with the color effects generated by letting
colors infiltrate one another, not with the process of demarcating boundaries.
This process is incorporated into his extremely reduced palette. Like
the work in his monochrome period, no garish, showy colors were used and
all appear serene, placed, composed, and pale. In other words, they all
seemed reduced. Each color is not in intense, stark contrast but in accord
with one another.
In the next stage of his work, Jun focused attention
on color circles reminiscent of floating balloons seen from the distance.
Buoyant and nimble at a glance, this type of work shows his typical painting
style. Dark and bright color circles stand in stark contrast. These circles
become modified and reduced and sometimes look gentle and mild with the
addition of white. In contrast to the paintings with check patterns, these
pieces with circles reveal a background of a pastel yellow tone. The color
loops encircling the color circles look like shadows in bright tones standing
apart from the color circles, lending them unique splendor. The aesthetic
harmonies in the color circle pieces are much more intense than in the
paintings with check patterns. A harmonious interaction is derived from
the pulling and pushing force found among the colors.
In his recent work, he partly returns to a monochrome
painting style. His latest paintings are particularly marked by the use
of white applied to the entire canvas. In this type of painting, he draws
the viewer's attention to its colored edges painted in bright hues. Its
edge colors, in contrast to the serene monochrome canvas, give the entire
work a vital feeling of expression. Such new monochrome painting enhances
the sense of its existence through its format and method of display. Jun
juxtaposes white monochrome with dark monochrome in this work.
Surprisingly, this juxtaposition leads the whole piece
to a placid state, removing or holding back any element of confrontation.
It also recalls Far East Asian ideas such as the principle forces of yin
and yang. The large-scale white canvas and small-size dark canvas are
in equilibrium. Through this work, Jun achieves the infusion of new feelings
and thoughts into his paintings, which are the results of the process
of visualizing his own emotions.
2008, Andreas Beumers, art historian and gallery
owner
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Farbe
Farbe, nichts als Farbe. Farbe ist, wie Wonkun Jun
selbst während einer Ausstellung im Jahr 2006 formulierte, das "Basic
Element" seiner Kunst. Der 1970 in Seoul geborene Koreaner Wonkun
Jun, der u.a. an der Kunstakademie Düsseldorf studierte und dort
Meisterschüler bei Helmut Federle war, beschreibt seine Malerei als
Manifest seiner Empfindungen, als Spiegel seiner Gefühle. Seine Farbraummalereien
tragen eine sehr persönliche Handschrift, die auch von einer speziellen
Technik bestimmt wird, die er in vielen Jahren entwickelt und optimiert
hat. Ebenso werden die Arbeiten Wonkun Juns aber auch durch die strikte
Reduktion auf ein bestimmtes Formenrepertoire gekennzeichnet, welches
sich von großen monochromen Arbeiten über schachbrettartige
Bilder, auf denen das harmonische Zusammenspiel mehrerer Farben eine wesentliche
Rolle spielt, bis zu Farbkreisen, die mal enger, mal weniger eng zusammengedrängt
den Bildraum bestimmen, erstreckt.
Die von Wonkun Jun entwickelte Maltechnik ermöglicht es ihm, durch
den vielschichtigen Auftrag dünner Acrylfarben auf oft bereits farbig
grundierte Leinwände Farbräume zu entwickeln, die eine eigentümliche
Faszination auf den Betrachter ausstrahlt. Die Oberflächen erhalten
durch die Führung des Pinsels eine Raster- oder Linienstruktur, die
den Bildern ihren individuellen Rhythmus verleiht. Wonkun Jun benutzt
eine Auswaschtechnik, die aus einem einzelnen Strich des Pinsels einen
Farbfluss erzeugt. Hierbei trägt der Künstler mit einem Pinsel
sehr stark mit Wasser verdünnte Farben großflächig auf
eine Leinwand auf. Vor dem völligen Abtrocknen wird die Farbe immer
wieder an bestimmten Stellen abgewaschen, was die spätere Transparenz
einzelner Farben spürbar beeinflusst. Die letztendlich für den
Betrachter sichtbaren Farben entstehen in einem lang andauernden Prozess
des Auftragens und der Reduktion. Beginnend mit dunklen Farbtönen
wird das Bild nach und nach aufgehellt, bis sich zuletzt die gewünschten
Farbwerte entwickeln. Oft erfolgen bei größeren Bildern insgesamt
20-30 Farbaufträge übereinander. Am Rand der Leinwand lässt
sich die Intensität dieser Farbaufträge nachvollziehen. Als
Betrachter meint man förmlich, den Malprozess nachvollziehen und
hinter den Oberflächenstrukturen die unterschiedlichsten Farbaufträge
erahnen zu können.
Das Formenrepertoire im Werk Wonkun Juns hat sich in den letzten Jahren
mehrmals verändert. Gegen Ende seiner Studienzeit bevorzugte er monochrome
Flächen, die sich, bedingt durch die hohe Anzahl der Farbaufträge,
durch eine besondere, faszinierende Farbtiefe auszeichneten. Betrachtet
man diese monochromen Gemälde, so erkennt man die Vielschichtigkeit
und Tiefe einer Malerei, die etwas Besonderes beinhaltet. Die Intensität
und dennoch vorhandene Leichtigkeit ihrer Oberflächen fängt
den Betrachter immer wieder aufs Neue ein, einen Halt findet das Auge
des Betrachters durch vertikale und horizontale Linien, die aber nicht
als Hinweis auf abstrahierte Formelemente zu verstehen sind, sondern einzig
der Rhythmisierung der Fläche dienen. Bilder von poetischer Schönheit
und sinnlicher Tiefe sind das Produkt dieses Entstehungsprozesses.
Vor ca. vier Jahren begann Wonkun Jun, monochrome Flächen aneinander
zureihen und schachbrettartige Muster zu entwerfen. Diese Phase seiner
Entwicklung war gekennzeichnet durch die Suche nach einem harmonischen
Zusammenspiel mehrerer Farben oder Farbtöne. Auch bei der Aneinanderreihung
von Farb-Quadraten existierten keine scharfen Grenzen zwischen den einzelnen
Farbtönen. Wonkun Jun lag nichts an Abgrenzungen, sondern er suchte
eine malerische Wirkung, die die Grenzen verwischt und Farben ineinander
fließen ließ. Dies wurde kombiniert mit einer sehr zurückgenommene
Palette von Farben. Es gibt, wie in der monochromen Phase, keine grellen,
lauten Farben, alles ist leise, blass und gedämpft, mit einem Wort:
reduziert. Es gibt keine starken oder krassen Kontraste zwischen den einzelnen
Farbtönen. Sie halten sich, auch in ihrer Unterschiedlichkeit, die
Balance.
In der nächsten Werkphase wandte sich Wonkun Jun Farbkreisen zu.
Die auf den ersten Blick sehr heiter wirkenden Arbeiten, die entfernt
an schwebende Luftballons erinnern, sind im Einzelnen ebenfalls von der
typischen Malweise des Künstlers gekennzeichnet. Dunkle und helle
Farbkreise heben sich voneinander ab. In sich sind sie wieder in der reduzierten
Malweise Wonkun Juns umgesetzt und häufig noch abschließend
und abmildernd mit einer Schicht weißer Farbe überzogen. Dies
erzeugt einen Schleier, der die Wirkung der Arbeiten noch einmal steigert.
Im Gegensatz zu den schachbrettartigen Gemälden wird bei den Kreisbildern
der Bilduntergrund sichtbar, der zumeist in einem pastelligen Gelbton
gehalten wird. Umgeben werden die Farbkreise von Farbenkränzen, die
sich zumeist wie ein heller Schatten von den dunkleren Farbkreisen abheben
und diesen zusätzlich eine besondere Ausstrahlung verleihen. Der
ästhetische Zusammenklang der Farben wird bei den Kreisbildern noch
stärker betont als bei den schachbrettartigen Bildern. Ein sich gegenseitiges
Anziehen und Abstoßen der Farben führt zu einem harmonischen
Farbenspiel, das in den Bildern Wonkun Juns fest verwurzelt ist.
In den aktuellen Arbeiten kehrt Wonkun Jun teilweise wieder zu einer monochromen
Malweise zurück. Im Gegensatz zu seinen früheren Werken sind
die aktuellen Gemälde dadurch gekennzeichnet, dass nun auch Weiß
als Farbe ganzflächig genutzt wird. Gerade bei diesen Gemälden
wird die Randbemalung, durch die die Vielschichtigkeit der Farben hervorgehoben
wird, noch mehr ins Blickfeld des Betrachters gerückt. Die Ränder
dieser Arbeiten sind aufgehellt und entwickeln eine Strahlkraft, die mit
denen der Farbkreise zu vergleichen ist. Hinzu kommt aber bei diesen Leinwandbildern
der Kontrast zwischen den monochromen, ruhigen Bildflächen und ihren
überaus lebendigen und vielfarbigen Randbemalungen, der den Bildern
eine ganz eigene Ausdruckskraft verleiht. Eine weitere Steigerung ihrer
Präsenz erhalten die neuen monochromen Leinwände durch ihre
Formate und ihre Hängung. Wonkun Jun platziert seine neuen Arbeiten
in der Weise nebeneinander, dass großformatige monochrom-weiße
Gemälde neben monochrom-dunklen hängen. Das Verblüffende
daran ist, dass die Gemälde dadurch insgesamt in einen Zustand der
Ruhe überführt werden und Gegensätzliches sich aufhebt.
Der Gedanke an das fernöstliche Prinzip der ausgleichenden Kräfte
Yin und Yang liegt hier nahe. Weiße, großformatige Leinwände
halten sich mit dunklen, kleinformatigen gegenseitig in der Waage, wodurch
es Wonkun Jun gelingt, neue Gefühle, neue Gedanken und Ideen in den
Malprozess einfließen zu lassen. Wonkun Juns Bilder sind das Produkt
eines Prozesses, der die Empfindungen des Künstlers durch den Malakt
sichtbar manifestiert.
2008, Andreas Beumers, Kunsthistoriker
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Bilder
von Wonkun Jun:
Einmalige Erscheinungen einer Ferne und einer Nähe zugleich
Die Bilder von Wonkun
Jun haben eine besondere Eigenart. Sie ziehen Blicke auf sich, auf ihre
Oberfläche, und sie ziehen Blicke in sich hinein, in die Tiefe dieser
Oberfläche. Die Arbeiten wollen aufmerksam in Augenschein genommen
werden, denn - wie Mark Rothko 1947 in Tiger's Eye formulierte - diejenigen
Bilder leben auf, die sich in Gesellschaft sensibler Betrachterinnen und
Betrachter befinden, in deren Bewusstsein sie einströmen und sich
selbst erfüllen.
Was sind das für Arbeiten? Wie wirken sie? Und wieso?
Es handelt sich um abstrakte Werke, meist um Malereien. Der Künstler
verwendet für seine Gemälde Acrylfarben auf Leinwand. Kleinere
Formate liegen bei 32 x 40 cm, größere bei 150 x 120 cm. Diese
Formate sind verglichen mit den Farbfeldmalereien von Barnett Newman oder
Jackson Pollock, die durch ihre schiere Größe von mehreren
Quadratmetern Feiern des Erhabenen sind, intime Klein- und Mittelformate.
Sie laden ein, näher und näher an sie heran zu treten. Mit dem
Herantreten füllt das Bildgeviert jedes Gemäldes nach und nach
den Gesichtskreis seines menschlichen Gegenübers. Hierbei entwickelt
die ebene Fläche des Bildes, anders als bei Kenneth Noland oder Frank
Stella, eine eigentümliche Tiefe.
Mal ferner, mal näher, mal ferner. Die Maltechnik von Jun bedingt
die Tiefenräumlichkeit seiner Bilder. Er trägt die Acrylfarben
verdünnt auf, in bis zu zwei, drei Dutzend Schichten, die er nicht
nur auf-, sondern auch abträgt, dadurch dass er die noch nicht angetrocknete
Farbe abwischt. Er ist additiv und subtraktiv tätig. Jun arbeitet
gewissermaßen bildarchäologisch. Er materialisiert und erodiert
und materialisiert. Durch dieses Wechselspiel gibt er den Werken eine
ihnen eigene Aura.
Walter Benjamin illustriert den "Begriff der Aura an dem Begriff
einer Aura von natürlichen Gegenständen"; er definiert
sie "als einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie sein mag.
An einem Sommertag ruhend einem Gebirgszug am Horizont oder einem Zweig
folgen, der seinen Schatten auf den Ruhenden wirft - das heißt die
Aura dieses Berges, dieses Zweiges atmen."
Was Benjamin angesichts der Erfahrung der Natur exemplifiziert, lässt
sich auf die Arbeiten von Jun übertragen, auch wenn er als ungegenständlich
schaffender Künstler sich nicht an der Erfahrung der Natur orientiert.
Der Blickwechsel von Benjamin vom nahen Zweig zum fernen Berg kehrt bei
Jun wieder als Blickwechsel auf mal nah, mal fern scheinende bildnerische
Elemente wie Dreiecke, Kreise oder Quadrate. Diese räumliche Tiefe
ist in zweierlei Hinsicht ein Effekt der Farben. Zum einen (en gros gesehen)
hebt ein blasser gelber Kreis vor Weiß sich kaum ab, hingegen tritt
einer in Blau nach hinten, einer in Orange nach vorne. Zum anderen (en
détail gesehen) sind die vermeintlich einfarbigen Kreise so einfarbig
nicht. Sie bestehen aus Schichten unterschiedlicher Farben, aus hellen
und dunklen Stellen, je nach Einfall des Lichts auf die je fein oder je
grob beschaffene Leinwand. Und um sie herum finden sich andersfarbige
Ringe, beispielsweise gelbe und grüne Töne um einen vermeintlich
einfarbig roten Kreis.
Eine solche Erscheinung innerhalb eines Bildes, das unabhängig von
der Erfahrung der Natur entstand, lässt gleichwohl diejenigen, die
es mit der Erfahrung der Natur zu vergleichen wünschen, an natürliche
Gegenstände denken. An ein Halo beispielsweise. Oder an einen Regenbogen,
dessen Farben einerseits deutlich erscheinen, anderseits undeutlich, unklar
und unscharf. So geht Rot fließend in Orange über, Orange fließend
in Gelb, Gelb fließend in Grün und so fort.
Wer wie Jun ungegenständlich arbeitet, der arbeitet mit den Mitteln
der Malerei um der Malerei willen. Dies hat eine über einhundertjährige
Geschichte, an die Jun anknüpft, indem er elementarisiert. Mittelbar
wirkt Paul Cézannes Credo nach, dass sich alles in der Natur nach
Kegel, Kugel und Zylinder modelliere. Unmittelbar das Diktum von Theo
van Doesburg, dass ein Bild nur mit reinen Mitteln gestaltet werden solle,
sprich nur mit Farben und Flächen, die nicht die Natur nachahmten,
sondern sich nur auf sich selbst zurückbezögen. Jun vermittelt
zwischen der dreidimensionalen Elementarisierung Cézannes und der
zweidimensionalen van Doesburgs. Er verleiht, wie beschrieben, seinen
Dreiecken, Kreisen und Quadraten durch mehrmaliges Addieren und Subtrahieren
von Farben eine eigentümliche Tiefe. Er erzeugt eine Unschärfe,
gewissermaßen das Gegenteil dessen, was in der Fotografie als Schärfentiefe
oder Tiefenschärfe bezeichnet wird. Eine solche Unschärfe ist
ein Teil des Repertoires der gegenständlichen Malerei, auch derjenigen,
die älter ist als die Fotografie. Eugène Carrière kultivierte
diesen Effekt im 19. und 20. Jahrhundert, Rembrandt im 17. und Leonardo
da Vinci im 15. und 16. Jahrhundert. Jun überträgt ihn auf ungegenständliche
Werke, sprich er kombiniert Errungenschaften alter und neuer Kunst. Mit
dem Ergebnis, dass seine Werke in Sachen Sfumato - damit ist eine weiche,
verrauchte oder verschwommene Kontur à la Leonardo gemeint - die
Wahrnehmung schärfen für den Vergleich von abstrakten Werken.
Unter ihnen ist das Sfumato eine echte Rarität, wenn nicht ein No-Go,
so bei den Zürcher Konkreten, beispielsweise bei Richard Paul Lohse,
oder bei den Künstlern des Neo-Geo, so bei Peter Halley, Imi Knoebel,
Blinky Palermo oder Heimo Zobernig. Bei ihnen beherrscht eine kühle
Rationalität das Malen oder das Bilder-Machen. Bei Jun ist das Malen
zwar auch eine rationale Tat, die jede expressive Geste vermeidet, zugleich
aber auch eine kontrolliert emotionale, die das Werk nicht kühl kalkuliert
erstarren lässt, sondern die es auratisch auflädt. Der Künstler
betont, dass für ihn die Konzentration während des Malens eine
Methode sei, seine Gefühle geklärt und gemäßigt in
seine Malereien einfließen lassen zu können.
Diese auratische Aufladung fordert und fördert das Sehen und das
Verstehen. Was für die beschriebenen Kreisbilder gilt, das gilt ebenso
für die Bilder mit den Dreiecken und den Quadraten sowie für
die Serie der mittig überwiegend weißen Bilder, deren Ränder
Streifen vieler Farben zieren. Die zuletzt genannten sind ein Sonderfall,
da sie erstens zur Monochromie tendieren, zweitens die Monochromie durch
die polychromen Streifen konterkarieren und drittens durch die Streifen
die Abstraktion desavouieren, da die Streifen, wenn sie nicht abstrakt
interpretiert werden, einen gemalten Rahmen darstellen. Das ist eine Schule
des differenzierenden Sehens und Verstehens sowie des Nachdenkens nicht
nur über das gestaltete Gemälde sondern auch über den Gestaltungsprozess.
Bei allen Gemälden bleiben an deren Seitenrändern die Verlaufspuren
der Farben sichtbar. Der Künstler legt offen, mit welchen Farben
er üblicherweise malt, nämlich mit Blau, Gelb, Grün und
Rot, und wie sehr er die Farben verdünnt.
Es gibt eine Werkgruppe, bei der Jun seine übliche Palette einschränkt,
die Bilder mit farbigen Linien auf weißen Hintergründen. Für
die Linien wählt er je eine Grundfarbe aus, die er variiert, dadurch
das er eine andere Farbe beimischt, oft Schwarz. Die Linien platziert
er mal um die Horizontale herum, mal um die Vertikale herum, manchmal
beides. Auch hier trägt er verdünnte Farbe auf und ab. Dabei
entspringen einem Pinselstrich zwei Linien, dadurch dass die Farbe an
den Rändern des Strichs schneller trocknet als inmitten des Strichs,
wo sie weggewischt wird. Die Breite des Pinsels entscheidet über
den Abstand der zwei zeitgleich entstehenden parallelen Linien. Auch das
ist eine Sehschule beziehungsweise eine Schule des Sehens und Sprechens
über Gesehenes. Denn die Linien sind genau besehen und genau besprochen
dünne Streifen mit hauchdünnen Rändern, von denen der eine
eher dem Ideal einer Linie entspricht, wohingegen der andere eher einer
Kurve gleicht. Nähe und Ferne wird hier anders als bei den zuvor
beschriebenen Werkgruppen thematisiert, primär als eine Frage der
Relation ähnlicher Streifen in einer Ebene, sekundär als eine
Frage der Tiefendimension durch das Überlappen unähnlicher Streifen
in unterschiedlichen Ebenen des Bildes.
So eignen sich alle Gemälde von Wonkun Jun, sich in sie hinein zu
versenken, um die Erscheinungen ihrer Nähe und ihrer Ferne auszuloten.
Dies setzt eine gewisse Ruhe voraus, dann eine Ruhe frei. In ihr mag sich
mit der Auslotung des Gesehenen auch die des Sehenden ereignen.
Dr. Frank Laukötter
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Katalog |
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Pressetexte
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Kunst im Nordwesten 2009
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